Die Folgen einer Erkrankung oder Verletzung des Gehirns sind meist sehr vielfältig. Es können sowohl körperliche Beeinträchtigungen wie zum Beispiel Lähmungserscheinungen auftreten, aber auch sogenannte geistige / kognitive Funktionen sind meist mehr oder weniger heftig mitbetroffen.
Das Gehirn ist die Steuerungszentrale, die dafür zuständig ist, dass wir als Personen unser Verhalten so steuern können, dass wir unsere Aufgaben im privaten und im beruflichen Umfeld meistern können. Wenn diese Steuerungszentrale verletzt wird, kann es zu verschiedenen Störungen kommen, sodass auch einfache Tätigkeiten plötzlich anstrengend sind. Oft kann man sich nicht mehr so gut konzentrieren, ermüdet schneller oder ist vergesslicher. Diese Veränderungen führen auch dazu, dass die Gefühlswelt durcheinander kommen kann, es können hier Unsicherheiten auftreten, Ängste und Sorgen: Wie wird es mit mir weitergehen?

SONY DSC

Mögliche Merkmale einer Hirnerkrankung:

Routineabläufe können ins Stocken geraten, die Arbeit geht einem nicht mehr so leicht von der Hand. Oft kommt es zu einer schnellen Ablenkbarkeit, die konzentrative Ausdauer ist reduziert.

Beispiele für kognitive (geistige) Veränderungen:

• vermehrte Vergesslichkeit
• sich nur auf eine Sache konzentrieren können
• Veränderungen beim Sehen, die nicht mit einer Brille korrigiert werden können
• Probleme beim zielorientierten Planen und Handeln
• Probleme bei der Sprachproduktion (Sprechen, Schreiben) oder beim Sprachverständnis (Zuhören, Lesen)

Veränderungen beim Erleben und Verhalten:

• schnelle Reizbarkeit
• Trauer, Angst, Wut
• Fehleinschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit (mangelnde Störungseinsicht, Selbstüberschätzung)
Zu Beginn ist eine ausführliche und genaue Diagnostik notwendig, damit die Therapie auch gezielt geplant werden kann.

SONY DSC

Therapie als Hilfe zur Selbsthilfe

Neuropsychologie als gemeinsame Zielsuche / Neuorientierung der Betroffenen, der Angehörigen, Freunde und Berufs- bzw. Schulkollegen. Ziel ist die Wiedereingliederung ins Leben.

Die neuropsychologische Behandlung versucht, die Betroffenen zu unterstützen. Zunächst wird genau untersucht, welche Bereiche durch die Hirnerkrankung betroffen sind und welche noch gut funktionieren. Der Patient wird dann informiert und beraten, welche Beeinträchtigungen vorliegen und es wird in einem zweiten Schritt ein therapeutisches Angebot formuliert. Wie können die Aufmerksamkeitsfunktionen oder das Gedächtnis wieder verbessert werden usw.
Die Neuropsychologie unterstützt den Patienten auch bei der Krankheitsverarbeitung und hilft ihm bei Bedarf, zurück an den Arbeitsplatz / in die Schule zu finden, zurück in seinen Alltag.
Die Angehörigen werden, wenn dies gewünscht ist, in die Therapie mit einbezogen.

Meilensteine der Neuropsychologie / wichtige Forscher – Therapeuten – Praktiker

    • Luria (1902 – 1977, Russland)
    • Goldstein (BRD; USA 1887 – 1965)
    • Ben-Yishay (USA, seit ca. 40 Jahren tätig)
    • George Prigatano (USA, seit ca. 30 Jahren tätig)
      (Buch u.a.: Prinzipien der Neuropsychologischen Rehabilitation)
    • Sacks (Neurologe und Schriftsteller, USA; 1933 – 2015
      (Buch u.a.: Der Mann der seine Frau mit einem Hut verwechselte, Migräne)